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Ein ehrlicher Mann
Mein nächster Roman handelt von Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, besser bekannt als „Jud Süß“ der, heute würde man sagen, als Wirtschafts- und Finanzexperte am Hof von Herzog Carl Alexander von Württemberg in den Jahren 1733-1737 tätig war.
Dies hat ihm den Hass der württembergischen Führungsschicht, der er dadurch ihre über Jahrhunderte zugestandenen wirtschaftlichen Privilegien beschnitten hat, eingebracht.
Diese sogenannte „württembergische Ehrbarkeit“ rächte sich an ihm, indem sie ihn noch in der Todesnacht von Carl Alexander, seines Gönners und Beschützers, am 12. März 1737 verhaften ließ.
Nach Hausarrest, Haft auf dem Hohen Neuffen und Hohen Asperg, wurde Josef Süßkind Oppenheimer nach langwierigen amtlichen Ermittlungen, in denen man ihm keinerlei Vergehen nachweisen konnte, zum Tode verurteilt.
Seine Hinrichtung am 4. Februar 1738 in Stuttgart wurde zu einem Schauspiel, wie man es im Heiligen Römischen Reich bis dahin noch nie gesehen hatte und zog die Einschüchterung der jüdischen Gemeinden nicht nur in Württemberg nach sich.
Die Württembergische Obrigkeit selbst glaubte, dadurch ins Rampenlicht der großen europäischen Politik gerückt zu sein.
So schreibt der Stuttgarter Stadtvogt, der für die Durchführung der Exekution zuständig war, in seinem Schlussbericht, dass „...außer den Landeseinwohnern ein ziemlicher Teil Europas sich aufmerksam bezeugt und die Nachwelt die Stuttgarter noch lange dafür bewundern wird...“.
Der Buchtitel stammt aus den Verhörprotokollen von Süß, in denen er sagt, er sei zwar ein geborener Jude, habe aber die Religion eines ehrlichen Menschen.

Oberschwaben um 1780 - Das „Prequel“ zum Räuberliebchen
Erzählt wird die Geschichte von Gustav und Elsa, den Großeltern der Heldin aus „Räuberliebchen“. Er ist ein verurteilter Mörder aus Biberach und sitzt in der Fronfeste des Grafen zu Castell in Dischingen ein, sie eine Tochter aus gutem Hause.
Es ist mein bis jetzt „fiktivster“ Roman, historisch allerdings bleibt der Hintergrund vor dem sich die Handlung abspielt. Das ist die Zeit der Reichsstädte in Oberschwaben, die allesamt selbstständige Territorien in dem Flickenteppich des deutschen Reiches bildeten.
Im geschichtlichen Zusammenhang mit dem Roman nicht uninteressant zu erwähnen ist auch noch der der Reichsgraf Schenk von Castell. Franz Ludwig Reichsgraf Schenk von Castell (1736-1821) war ein Adliger aus dem Geschlecht der Schenken von Castell und als ein solcher Inhaber der Herrschaft Oberdischingen, einem winzig kleinen Herrschaftsgebiet gelegen ungefähr zwanzig Kilometer südwestlich der mächtigen Reichsstadt Ulm. Dieser Herr galt bei seinen Zeitgenossen als Exot, den er hatte eine ausgefallene Leidenschaft. Er war nämlich als privater Dienstleister in Sachen Strafverfolgung sowie Verwahrung der aufgegriffenen „Maleficianten“ und deren Bestrafung tätig. Dafür schloss er Verträge sowohl mit den ihn umgebenden Reichsstädten wie Ulm und Biberach, aber auch weiter entfernt liegenden Gebieten, wie den Schweizer Kantonen (u.a. Zürich, Basel, Graubünden und Thurgau) ab. Insgesamt sind solche Verträge mit über 139 verschiedenen Partnern bekannt.
Die einzelnen Herrschaften bezahlten für die Unterbringung und Verpflegung der aus ihrem Gebiet stammenden Übeltäter. Der „Malefizschenk“ baute dafür in Dischingen ein eigenes Gefängnis, die sogenannte „Fronfeste“, die die Jahrhunderte überdauert hat und heute als Rathaus benutzt wird.
Er stattete sie mit allem aus, was dafür gebraucht wurde. Der Zellentrakt zu ebener Erde umfasste mehrerer Stuben zu 16 bzw. 18 Köpfen, eine Stube für die gesitteten Menschen, sowie mehrere Blockhäuser, gezimmerte, massive Holzkäfige für die Schwerverbrecher.
Im ersten Stock waren die Beamtenwohnungen untergebracht. Zum Personal zählten ein Kanzleirat, ein Registrator, zwei Rechtsassessoren , schließlich musste ja das Ganze verwaltet und organisiert werden. Ein Kaplan, ein Medicus, ein Chirugius, ein Eisenmeister, zwei Zuchtknechte, sowie eine Köchin und eine Küchenmagd, waren für die praktischen Dinge wie Verpflegung und Überwachung der Gefangenen zuständig.
Er hatte die Scharfrichter Xaver Vollmer, Vater und Sohn in seinen Diensten um ausgesprochene Urteile auf der eigenen Hinrichtungsstätte vollziehen zu können. Zwischen 1789 und 1808 fanden rund 40 Hinrichtungen statt, jeweils Darbietungen, die sich lange im Gedächtnis seiner Mitmenschen erhalten haben.
Er selbst residierte auf der der Fronfeste gegenüberliegenden Straßenseite standesgemäß in seinem eigenen Schloss. Dieses wurde 1807, wahrscheinlich von einem oder mehreren seiner alten „Bekannten“, angezündet. Zu diesem Zeitpunkt war Dischingen schon in Württemberg eingegliedert und dem Grafen, sehr zu seinem Leidwesen, die Strafverfolgung entzogen worden.
Die Familie des Grafen hatte übrigens für dessen kostspieliges und das Familienvermögen belastende kriminalistische Engagement wenig Verständnis aufgebracht,und so lebte er seit den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts von seiner Ehefrau und seinen Kindern getrennt. Er zog nach dem Brand seines Schlosses in die Fronfeste um, wo er einsam und verarmt im Jahre 1821 verstarb.

Ein historischer Roman aus der wilden Zeit Oberschwabens

Nach der französischen Revolution, die tausenden von französischen Männern und auch Frauen wortwörtlich den Kopf gekostet hat, steigt ein klein gewachsener,spitznasiger, aus Korsika stammender Franzose namens Napoleon Bonaparte vom niederen Offizier zum General auf.
Dieser krönt sich 1804 zum ersten Kaiser der Franzosen.Er überzieht Europa ein Jahrzehnt lang mit bis dahin in ihrem Ausmaß unbekannten Kriegen, zunächst erfolgreich, später dann durch die gegen ihn vereinigten Großmächte geschlagen. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen spielen bis nach Oberschwaben hinein, zweimal treffen hier die französischen und österreichischen Heere aufeinander. Biberach wird zweimal von den Franzosen eingenommen, mit allen für siegreiche Heere bekannten Folgen. Einquartierungen, Vergewaltigungen, Plünderungen finden statt.
Napoleon wird zum großen Umgestalter und Reformer des deutschen Südwestens. Er zerschlägt nach seinem Sieg bei Austerlitz über die Österreicher das bis zu diesem Zeitpunkt nahezu eintausend Jahre bestehende Heilige Römische Reich deutscher Nation.
Der Habsburger Franz legt, als Kaiser Franz II arbeitslos geworden, die deutsche Kaiserkrone nieder und nennt sich fortan Franz I, Kaiser von Österreich.
Mitläufer und Profiteure dieser Entwicklung sind die Herzöge von Bayern und Württemberg,sowie der Markgraf von Baden. Durch die Aufhebung der Reichsstädte, der Reichsklöster und der Reichsfürstentümern mit anschließender Eingliederung in die sie umgebenden Staaten,gelingt es Bayern und Württemberg ihre Hoheitsgebiete um beinahe die Hälfte zu vergrößern. Baden erhält zum ersten Mal in seiner Geschichte ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet entlang des Rheingrabens. Mit den Gebietszunahmen geht eine Standeserhöhung einher: so werden die Herzöge von Bayern und Württemberg zu Königen, der Markgraf von Baden zum Großherzog von Napoleons Gnaden ernannt.
Das einzige kleinere Fürstentum im Süden von Deutschland, das dieser Eingliederung entgeht, ist Hohenzollern-Sigmaringen. Dies nicht etwa, weil es, wie man annehmen könnte, das Ursprungsgebiet der Hohenzollern ist, sondern weil die damalige Fürstin Amalie Zephyrine, heute würde man sagen ein berüchtigtes It-Girl, in der Pariser Gesellschaft der späten Revolutionszeit ist. Sie ist eine der besten Freundinnen von Napoleons späterer Ehefrau Josephine de Beauharnais, und dieser Tatsache verdankt Hohenzollern seine erhalten gebliebene Selbstständigkeit.
Das Gebiet zwischen Ulm und Bodensee kam im Jahre 1806 zum neu geschaffenen Königreich Württemberg. Durch die Aufhebung der Reichsstädte und vor allem der sehr mächtigen Reichsklöster ging die über lange Jahrhunderte in Oberschwaben vorherrschende Sozialstruktur verloren. Die Unterschichten fanden sich sehr schnell,zum Beispiel beim Tode eines Familienvaters, auf der Straße wieder.Der Abstieg vom ehrbaren Armen zum Obdachlosen war nur eine Katzensprung und jederzeit im Rahmen des Möglichen.Nahezu ein Jahrzehnt Krieg hatte die Gegend verelenden lassen, ein Höhepunkt bildet hier der Zug Napoleons nach Moskau, wo aus allen Gegenden Württembergs auf französischen Druck hin (Württemberg ist in Militärallianz mit Frankreich), kräftig Soldaten ausgehoben wurden. In Biberach werden 359 junge Männer zur Musterung einbefohlen. Davon glänzen 199 durch Abwesenheit, da es sich dabei angeblich um auf Wanderschaft befindliche Handwerksburschen handelt.
Nicht ohne Grund geben sich unsere Räuber meist als Handwerksburschen aus,da diese ungestraft und ungefragt als Fahrende unterwegs sein konnten. Es kommt zu Massenhochzeiten, 55 Paare heiraten in Biberach allein 1806, was ungefähr das Doppelte an Eheschließungen des Vorjahrs ist. Verheiratete werden nämlich nicht eingezogen. Von den restlichen werden immerhin noch 58 Personen nach Stuttgart abgeführt.
Dies war allerdings nur das Vorgeplänkel zum Russlandfeldzug Napoleons, der mit der Einnahme von Moskau, das vorher von den Russen geräumt und angezündet worden war, endete. Es mussten, 16000 württembergische Soldaten mit nach Russland ziehen. Ungefähr dreihundert, alle höchstwahrscheinlich nicht in bestem gesundheitlichen Zustand,kamen zurück, die restlichen verschluckte der einsetzende russische Winter. Russische Partisanen und ausbleibender Nachschub taten das ihrige.
Auch von unseren Räubern hatten die meisten der Männer militärische Erfahrungen gemacht, der Schwarze Veri (Xaver Hohenleiter) war im bayerischen Regiment, sein Freund Friedrich Klump, genannt der schöne Fritz in einem französischen Regiment und der Condeer Josef Lang, wie schon sein Spitzname besagt, im Regiment des Prinzen von Condee, einem französischen Emigrantencorps, das auf Seiten der Österreicher gegen die neu gegründete französische Republik, allerdings nur mit mäßigem Erfolg, gekämpft hatte. Alle hatten sich dort unauffällig verabschiedet und so ihr Leben auf die Straße hinaus gerettet. Nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora kommt es zur größten Hungersnot in der Geschichte des westlichen Europas, da dadurch nahezu die gesamte Ernte des Jahres 1816 verdirbt. Erneut landen Menschen, jetzt vor allem die Dienstboten im städtischen, sowie die Knechte und Mägde im ländlichen Bereich auf der Straße.
In den heutigen Landkreisen Biberach und Ravensburg rotten sich drei Jahre später die Übrig gebliebenen, von der Gesellschaft vergessenen Menschen, Männlein wie Weiblein zu drei sogenannten Banden zusammen. Diese stehlen sich, um nicht zu verhungern,ihren Lebensunterhalt vorwiegend aus abgelegenen Bauernhöfen zusammen.Dieses beunruhigt zunehmend die Obrigkeit, da die Überfälle an Brutalität zunehmen und auch vor Kapitalverbrechen wie Mord oder Brandstiftung nicht mehr zurückgeschreckt wird.
Es wird oberamtsübergreifend (Oberämter sind die Vorgängerorgane der heutigen Landkreise) von Stuttgart aus die Verfolgung der Räuber organisiert und diese werden binnen weniger Wochen gestellt und in Biberach inhaftiert.
Um dem Räuberunwesen ein für alle mal ein Ende zu bereiten und ein nachhaltiges Exempel zu statuieren, werden die Räuber nach dreijähriger Untersuchungshaft in Biberach zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt, unter deren Verbüßung sie, einige früher andere später, verstorben sind.


Liebe und Tod am Hofe Herzog Ulrichs von Württemberg

Der Roman schildert die Jugend Ulrichs von Württemberg über seinen Regierungsantritt bis hin zur Ermordung von Hans von Hutten.
Ulrich ist wegen zwei Dingen über die Jahrhunderte im Gedächtnis der Historiker verblieben. Zum einen hat er die Reformation eingeführt und so Württemberg zu einem protestantischen Herzogtum gemacht.Dieser strenge württembergische Protestantismus sollte das Ländchen über die nächsten dreihundert Jahre konfessionell prägen.
Zum anderen hat er seinen Jugendfreund Hans von Hutten auf einer Jagd im Schönbuch eigenhändig erstochen. Das war selbst für damalige Verhältnisse, als ein Menschenleben nicht allzu viel wert war, eine so außergewöhnliche Tat, dass sie im gesamten Deutschen Reich für Aufsehen sorgte.
Politisch spielen der Bayrische Erbfolgekrieg, an dem der siebzehnjährige Ulrich,er war im Jahr davor von Kaiser Maximilian für volljährig erklärt worden, teilnimmt und große Landgewinne für sein Württemberg hinzu gewinnt, sowie die Rebellion der Remstäler Bauern unter Peter Gaiß, der sich und seine Bewegung Armer Konrad nennt und einen für die Bauern blutig endenden Aufstand anführt,eine Rolle.
In dem Roman erzählen drei Frauen, aus ihrem bewegten Leben am Hofe des schon bei seinen Zeitgenossen als aufbrausend gefürchteten Herzogs Ulrich von Württembergs.
Elisabeth von Brandenburg-Ansbach ist seine umschwärmte Jugendliebe, Ursula Thumb von Neuburg die Tochter seines Vormunds und seine langjährige Geliebte und Vertraute.Und dann ist da noch Sabine von Bayern, seine Ehefrau, die Ulrich so leidenschaftlich hasst, wie ihm die beiden anderen zugetan sind.
Interessant vor allem das menschliche Drama, das sich zwischen Hans und Ulrich, um Ursula von Thumb, der Geliebten Ulrichs und späteren Ehefrau von Hans von Huttens, aufbaut und in der Ermordung von Hans durch Ulrich gipfelt.
Es ist in der württembergischen Geschichte ohne Beispiel, dass ein Herrscher aus Eifersucht zum Mörder wird und dadurch seinen Thron und sein Land aufs Spiel setzt.
Dies ist der sprichwörtliche Tropfen, der für die sich in dieser Zeit ausbildenden württembergische Ehrbarkeit das Fass zum Überlaufen bringt.Die sogenannte württembergische Ehrbarkeit, die sich aus wohlhabenden Bürgern, protestantischen Kirchenfürsten und Beamten zusammensetzt, wird im Laufe des Jahrhunderts neben den jeweiligen Herzögen zur zweiten tragenden Macht im Land aufsteigen.Sie besetzt die sog. „Württembergische Landschaft“, das damalige Landesparlament, aus dem im Laufe der Reformation der Adel ausgeschieden wird.Die Geistlichkeit und das Bürgertum verschmelzen schließlich zu einem einzigen Stand eben dem der württembergischen Ehrbarkeit. Was für die damalige Zeit ungewöhnlich ist und dem Parlament ein stärkeres demokratisches Gewicht als in anderen vergleichbaren deutschen Staaten verleiht.
Dem Sturz Ulrichs waren ständige Streitereien mit seinen Landständen voraus gegangen über den verschwenderischen Lebensstil des Herzogs sowie seine Kriegszüge, die das Ländchen an den Rand des Ruins gebracht hatten. Auf deren Höhepunkt wird der Herzog wird aus seinem Land vertrieben, Württemberg unter österreichische Hoheit gestellt. Mit dieser Entwicklung wird der Sohn und Nachfolger Christoph noch eine Generation später zu kämpfen haben.
Aber das ist eine andere, nicht weniger spannende Geschichte.